Das anonyme Internet

Quelle: Mark Graham - CC-BY-NC

Beschreibung

Das Kartogramm stellt die relative Anzahl von Nutzern des Anonymisierungsdienstes von Tor, eines der größten Anonymisierung-Netzwerke, dar.

Daten

Die Daten sind frei und offen über das Tor-Metrics-Portal, das Informationen über die Anzahl der Benutzer des jeweiligen Landes verfügbar macht. Die durchschnittliche Zahl der Nutzer ist über einen Zeitraum von einem Jahr, nachdem im August 2013 die Malware „Sefnit“ das Tor-Netzwerk seine Angriffe nutzen und damit die Nutzungsstatistiken verfälschte, dargestellt.

Was ist Tor?

Tor ist ein Opensource-Projekt welches sich zur Aufgabe gemacht hat die Anonymität im Netz durch freie Software und ehrenamtliche Mitarbeit zu fördern. Das Tor-Netzwerk besteht aus mehr als fünftausend Knoten die die Tor-Benutzer mit dem Netzwerk verbinden.  Tor ist ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten. Es wird für TCP-Verbindungen eingesetzt und kann beispielsweise für Web-Browsing, Instant Messaging, IRC, SSH, E-Mail, P2P und anderes benutzt werden. Tor schützt seine Nutzer vor der Analyse des Datenverkehrs.
Die Software basiert auf dem Prinzip des Onion-Routings und wurde mit einigen Abwandlungen implementiert.
Der Nutzer installiert auf seinem Computer einen Client, den sogenannten Onion-Proxy. Dieses Programm verbindet sich mit dem Tor-Netzwerk. In der Startphase lädt sich das Programm eine Liste aller vorhandenen und nutzbaren Tor-Server herunter. Diese mit einer digitalen Signatur versehene Liste wird von Verzeichnisservern aufbewahrt. Deren öffentliche Schlüssel werden mit dem Tor-Quellcode geliefert. Das soll sicherstellen, dass der Onion-Proxy ein authentisches Verzeichnis erhält. Wenn die Liste empfangen wurde, wählt der Onion-Proxy eine zufällige Route über die Tor-Server.

Der Client verhandelt mit dem ersten Tor-Server eine verschlüsselte Verbindung. Wenn diese aufgebaut ist, wird sie um einen weiteren Server verlängert.Diese Prozedur wiederholt sich noch einmal, so dass eine Verbindungskette immer drei Tor-Server enthält. Jeder Server kennt seinen Vorgänger und seinen Nachfolger.

Die Entwickler des Projektes wählten drei Server, um möglichst große Anonymität bei noch akzeptabler Verzögerungszeit zu erreichen. Der Erfolg hängt dabei davon ab, dass mindestens einer der Server vertrauenswürdig ist und ein Angreifer nicht schon den Anfangs- und Endpunkt der Kommunikation überwacht. Nachdem eine Verbindung aufgebaut wurde, werden über diese Server die Daten versandt. Der letzte Server tritt dabei als Endpunkt der Kommunikation auf. Er wird als Exit- oder Austritts-Server oder -Knoten bezeichnet.

Der oben beschriebene Verbindungsaufbau wird in regelmäßigen Abständen wiederholt, und die Verbindungsstrecken werden nach etwa 10 Minuten gewechselt.

Die Pakete innerhalb des Tor-Netzwerkes werden immer verschlüsselt weitergegeben. Erst wenn der Exit-Knoten die Pakete weitergibt, können diese unter Umständen unverschlüsselt sein. Daher ist es weiterhin wichtig, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und -Integritätsschutz einzusetzen, da der Betreiber eines Exit-Knotens ansonsten den kompletten Datenverkehr mitlesen und manipulieren kann.

Aussage

Tor ist das beliebteste und bekannteste Netzwerk seiner Art. Es wird weltweit von mehr als 750.000 Internet-Nutzer täglich verwendet.

Über die Hälfte der Tor-Benutzer in Europa, wo Tor am weitesten verbreitet ist, wird der Dienst im Durchschnitt von 80 pro 100.000 Benutzern verwendet. In Italien verbinden sich etwa 76.000 Nutzer täglich, was etwa einem Fünftel der gesamten europäischen Tor-Benutzern entspricht.  Italien wird nur noch von den USA, in Bezug auf die durchschnittliche Anzahl der Benutzer pro Tag, getoppt. In den USA verbinden sich im Schnitt mehr als 126.000 Menschen mit dem Netzwerk. Der Service ist in der gesamten europäischen Region beliebt, mit einer hohen Verwendung in der Republik Moldau, sowie in weniger bevölkerungsreichen Staaten wie San Marino, Monaco, Andorra und Liechtenstein. Etwa hundert Internet-Nutzer loggen sich dort täglich ein.

Der Nahen Osten sowie Nordafrika haben die zweithöchste Nutzungsrate, mit einem Durchschnitt von mehr als 60 pro 100.000 Internet-Nutzern pro Tag. Tor ist ebenfalls in Israel sehr populär; dort gibt es mehr Tor-Benutzer als in Indien , während Israel gleichzeitig weniger als 4% der Internet-Nutzer Indiens besitzt. Weiterhin ist der Service auch im Iran sehr beliebt ; außerhalb Europas und den USA werden dort die meisten Verbindung mit dem Tor-Netzwerk hergestellt.

Die Geographie der Nutzung des Tor-Netzwerkes kann den Blick auf die Notwendigkeit von Anonymität schärfen. Gegenwärtig versuchen staatliche Organe die Aktivitäten ihrer Bürger immer stärker zu kontrollieren und zu überwachen. Die Internet-Nutzer stehen vor der Wahl sich dem Überwachungsapparat unterzuordnen und zu vertrauen in dem sie im Korridor der behördlichen Richtlinien und sozialen Kodizes verharren oder sie haben die Wahl Anonymisierungsdienste  für ein freies und offenes Internet zu nutzen. In einigen repressiven Regimen, kann Anonymität im Internet ein Garant für die körperliche und seelische Unversehrtheit sein.

Quelle: Mark Graham - CC-BY-NCQuelle: Mark Graham – CC-BY-NC

Damian Paderta
Damian Paderta
Webgeograph & Digitalberater