Wer ist in der Lage und Rolle das gesellschaftliche und individuelle Risiko der Covid-19-Pandemie zu vermitteln? Während der Corona-Pandemie standen dafür namhafte Virologen und Epidemiologen im Licht der Öffentlichkeit. Doch nicht nur sie. Auch andere Akteure, die ihre politisches Kapital aus dem geschickten Einsatz von Sozialen Medien verdankten katapultierten sich in den Diskurs um die Deutungshoheit der Pandemie.
Die Corona-Krise erforderte massive Einschnitte in Bürgerrechten – einige sahen dadurch die Demokratie in Gefahr (Angst frisst Demokratie), andere trauten Expert*innen weitreichende, sogar staatslenkende Macht zu (Die neue Macht der Virologen). Plausibel scheint, dass in Zeiten großer Ungewissheit, wir uns nach einfachen und mit unserem Weltbild kompatiblen Antworten sehnen. Eine große Chance für drei Kategorien von Führungspersönlichkeiten.
Populisten, Technokraten und Expert*innen als Führungseliten
Je komplexer und undurchschaubarer die Gesellschaft und ihre politisch zu entscheidenden Sachzusammenhänge geworden sind, desto herausfordernder ist es für Bürger*innen und Politiker*innen, sich ein Urteil darüber zu bilden, welche politischen Maßnahmen welche Folgen nach sich ziehen könnten.
Das Dilemma moderner demokratischer Politik besteht darin, dass ein gut gemeintes Gesetz den beabsichtigten Effekt verfehlen kann und mehr Schaden als Nutzen anrichten kann, weil mögliche Auswirkungen dieses Gesetzes nicht bedacht worden sind. Daher lassen sich Politiker*innen von Expert*innen beraten, die sich professionell mit den vom Gesetzesvorhaben berührten Wissensgebieten befassen. Der Rückgriff von politischen Führungen auf die Argumente, Logiken und Sprachcodes von spezialisierten Wissens, kann zur mangelnden Aneignung des Sujets und damit letztlich zu Entfremdung der Gesellschaft gegenüber der Politik führen. Für viele Menschen sind die der Pandemie inhärenten Mechaniken und Zusammenhänge fremd und die davon abgeleiteten Maßnahmen oft kontraintuitiv. Doch gerade in Zeiten allgemeiner Not ist das kontraintuitive Handeln eine wichtige zivilisatorische Errungenschaft. Das Alltägliche bietet kaum Antworten auf megavernetze und neuartige Zusammenhänge. Was wir uns nicht aneignen bleibt fremd.
Die Entfremdung vom politischen Prozess führt oft dazu, dass sich die Menschen mit starken Führern identifizieren, die behaupten, die sogenannte schweigende Mehrheit zu repräsentieren. Weltweit erleben wir politische Kämpfe zwischen Technokraten, Populisten und Expert*innen, die aufgrund ihres Wissens Autorität beanspruchen und Führern, die vorgeben im Namen des “Volkes” gegen Eliten zu kämpfen. Manche versuchen den „demokratischen Idealismus“ entlarven, andere loben die „Weisheit der Massen“ und verwechseln die sichtbare Anzahl von Menschen mit der dem Begriff “Masse” assoziierten Begriff der Mehrheit. Aber diese selbsternannten Sprachrohre der Bürgerschaft fordern nicht zu mehr demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten auf. Ihnen geht es nicht um die Erweiterung der Spektrums politischer Repräsentanz und das Einbringen neuer Ideen und zusätzlicher Perspektiven. Es geht ihnen um die Anhäufung der eigene Macht.
Demokratie braucht Zeit
In absoluten Notfällen wie die einer Naturkatastrophe sind zentralisierten Entscheidungen schneller und wirksamer. Ich teile die Einschätzung mit etwas Unbehagen, dass in der momentanen gesellschaftlichen Lage eine direkte Demokratie nicht hilfreich im Sinne von schnellen und abgestimmten Maßnahmen funktionieren könnte. Auch deshalb, weil den meisten Menschen die Zeit und Voraussetzungen fehlt, die Komplexität der modernen öffentlichen Politik und die Pandemie als Phänomen gleichzeitig zu verstehen. Politische Systeme haben auf diese Situation reagiert und ein System der repräsentativen Demokratie geschaffen, in dem wir für Politiker stimmen können, die als unsere Agenten in den an der Schaltzentralen der Macht sitzen dürfen.
Das Problem besteht darin, dass die meisten Menschen nicht genügend Aufmerksamkeit darauf verwenden können, ihre Vertreter*innen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Bürgerschaft ist unwissend über das, was unsere Vertreter*innen tun, unwissend über die Einzelheiten komplexer politischer Fragen und unwissend darüber, ob das, was unsere Vertreter*innen tun, gut für uns oder für die Welt ist. Zudem haben mächtige Wirtschaftsakteure das Wissen und die Ressourcen, um eben diese Repräsentanten für sich arbeiten zu lassen.
Die Herrschaft der Expert*innen
Beunruhigend empfinde ich, wenn Menschen heutzutage glauben, dass Expertenherrschaft besser sei als Demokratie. In den letzten Jahren haben zahlreiche politische Theoretiker und Philosophen versucht zu argumentiert, dass Expert*innen die öffentliche Politik leiten und die politischen Präferenzen der unwissenden Massen manipulieren oder eindämmen sollten. Diese Sichtweise hat ihre Wurzeln in Platons Republik, wo Philosophen, die die “Sonne der Wahrheit” sehen, die Massen, die in einer “Höhle der Ignoranz” wohnen, hinter den Kulissen herrscht und mit Propaganda kontrollieren und regieren sollten. Diese elitäre Abneigung gegen partizipative demokratische Politik findet sich in allen Parteien wieder. Sie scheint auch keine Frage des Bildungsgrades, wenn man sich vor Augen führt, wie viele akademisch Hochdekorierte davon überzeugt sind, die Lösungen für gesellschaftliche Probleme läge genau in ihren Händen. Und nur in ihren.
In einigen dieser elitären Vorstellungen sei Demokratie kein Wert an sich, ihr Wert bestünde nicht darin, dass sich die Menschenwürde oder die Freiheit der Bürgerschaft ausdrückt. Vielmehr konkurriere die Demokratie mit vielen anderen Herrschaftsformen – z.B auch mit Diktaturen wie in der Volksrepublik China. Demokratie hätte demnach, wie jedes politische System, ausschließlich einen instrumentellen Wert und sollte nach ihren Ergebnissen beurteilt werden. Sind diese Ergebnisse – und damit ist oft ledigliche die Wirtschaftsleitung eines gesamten landes gemeint – schlecht, so ist auch das System nicht das richtige.
Das Problem, bestünde nach der Auffassung mancher Expertherrschaftsgläubiger darin, dass es den meisten Wähler*innen an Zeit, Energie und Fähigkeit fehle, in die technischen Einzelheiten der öffentlichen Politik einzutauchen. Stattdessen tendieren die Menschen dazu, auf der Grundlage der Gruppenidentifikation oder eines intuitiven Impulses zu entscheiden, sich mit einer politischen Gruppierung und nicht mit einer anderen zu verbünden. Viele politische Akteure auf der ganzen Welt sind ebenfalls der Meinung, dass Expert*innen regieren und versuchen sollten, die emotionale Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen. Doch Expert*innen sind per Definition in der Minderheit und häufig auch hinsichtlich ihrer Kultur, oft sehr homogen. Das ist aus vielen Gründen sehr problematisch.
Soziodiversität als wichtige demokratische Eigenschaft
Globale Unternehmen wissen seit langem, dass kulturell vielfältige und interdisziplinäre Teams erfolgreicher sind als homogene. Allerdings fehlt vielerorts noch immer der Rahmen, der nötig ist, um das Wissen und die Ideen vieler Menschen effizient zusammenzuführen und so kollektive Intelligenz zu schaffen. Die Bereitstellung von Online-Beratungsplattformen können dahingehend sehr nützlich – aber sie sind nur der Anfang. Sie könnten den Rahmen schaffen, der für die Verwirklichung einer modernisierten, digitalen Demokratie mit größeren Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürgerschaft erforderlich ist. Dies ist wichtig, denn viele der Probleme, mit denen die Welt heute konfrontiert ist, können nur mit Beiträgen der Zivilgesellschaft bewältigt werden.
Um gut zu arbeiten, ist es nicht nur wichtig, Gelegenheiten zur Beteiligung zu schaffen, sondern auch die Vielfalt zu unterstützen. Eine pluralistische Gesellschaft ist durch die Möglichkeit, verschiedene Ziele zu verfolgen, besser in der Lage, die Bandbreite unerwarteter Herausforderungen zu bewältigen. Zentralisierte, von oben nach unten gerichtete Kontrolle ist eine Lösung der Vergangenheit, die nur für Systeme geringer Komplexität geeignet ist. Deshalb sind föderale Systeme und Mehrheitsentscheidungen die Lösungen der Gegenwart. Soziodiversität ist daher ebenso wichtig wie Biodiversität auf der Erde.
Mit der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung wird die soziale Komplexität weiter zunehmen. Heute wird die sogenannte kollektive Intelligenz eingesetzt werden, um komplexe Herausforderungen die auch die Expert*innenschaft überfordern, zu meistern. Das ist nicht das Ende des Expertums – aber ein langsames Ende der Trennschärfe von Wissenssilos und deren Zuschreibungen. Das bedeutet aber auch, dass Bürgerwissenschaft, Crowdsourcing und Online-Diskussionsplattformen eminent wichtige Ansätze sind, um mehr Wissen, Ideen und Ressourcen verfügbar zu machen. Kollektive Intelligenz erfordert ein hohes Maß an Vielfalt. Diese wird jedoch durch die heutigen personalisierten Informationssysteme, die Trends verstärken, reduziert. Diese Informationssysteme wie z.B. Social Media-Plattformen, sind einerseits Teillösungen für eine erweiterte Teilhabe am öffentlichen Diskurs und ebenso stellen sie ein immenses Problem dar. Nicht zuletzt durch Designentscheidungen, die auf den ersten Blick vernünftig und zielführend klingen: das Nudging – eine Methode, die das Verhalten von Menschen beeinflusst möchte, ohne dabei auf Verbote und Gebote zurückzugreifen.
Das gutgemeintes Anstupsen
In den modernen Demokratien ist die Expertenherrschaft in Form von „nudging“ zurückgekehrt. Vielleicht sind nicht alle Anhänger der Philosophenherrschaft für diese spezielle Technologie, aber sie öffnen ihr die Tür mit ihrer Kritik an den intellektuellen Fähigkeiten der Massen und ihrem Eintreten für die Herrschaft der Eliten.
Nudging kann auch zu einer neuen Form der Diktatur führen kann, die auf technokratischer Verhaltens- und sozialer Kontrolle basiert. Nudging bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Staat Anreize zur Verhaltensänderung geben soll, die es den Menschen erleichtern, sich beispielsweise für das sparsamere Auto oder den vernünftigen Rentenplan zu entscheiden. Big Nudging ist die Kombination von beidem, die es bestimmten Akteuren ermöglicht, die Entscheidungen der Menschen auf subtile Weise zu beeinflussen, z.B. durch automatisches Ausfüllen von Internet-Suchmasken in wünschenswerter Weise. Big Nudging ist ein digitales Zepter, mit dem man die Massen manipulieren kann, ohne die Bürger*innen in demokratische Prozesse einbeziehen zu müssen.
Die meisten Empfehlungen zur Bekämpfung dieser Bedrohung beruhen jedoch auf einer Änderung der Computernutzung, einschließlich der Ermöglichung von benutzerorientierten Informationsfiltern, der Verbesserung der Interoperabilität von Computersystemen und der Förderung der digitalen Kompetenz. All diese Maßnahmen verfehlen jedoch das Wesentliche: Demokratie setzt voraus, dass die Menschen befähigt werden, sich am politischen Prozess zu beteiligen. Es gibt keinen Algorithmus der Menschen mit der harten Arbeit ersetzt, die Angelegenheiten einer Gemeinschaft wie Empathie- und Vertrauensbildung zu erledigen. Sollten wir irgendwann diesem Irrglauben erliegen, wir hätten diese Algorithmus, stünde es schlecht um die Demokratie. Es gibt leider keine schnelle technologische Lösung, um unsere Gesellschaft demokratischer zu gestalten.
Die alte Mär von willenlosen Schafen und die Selbstüberschätzung von Laien
Ein Narrativ welches am Stammtisch oder im Netz oft anzutreffen ist, ist das Bild vom blöden oder blinden Volk – abschätzig auch Wahlvieh genannt. Demnach sei die Wählerschaft, die letztlich durch ihre Stimmabgabe die politische Macht ausübt, inkompetent und uninformiert und habe keine Ahnung von den politischen und ökonomischen Zusammenhängen. Sie lassen sie sich bei ihrer Wahlentscheidung von unwesentlichen Aspekten leiten und letzten Endes von Demagogen verführen. Diesem Bild liegt auch ein gekränktes, unterlegenes und schicksalbestimmtes Gefühl inne – welches wohl jeder Mensch kennt, der in seinem Leben eine Situation der Überforderung und des “Ausgeliefertsein” durchlebt hat und nach einfachen Schuldigen und Zusammenhängen sucht.
Es ist irreführend und zynisch zu behaupten, dass die meisten Menschen zu unwissend oder zu apathisch sind, um sich an politischen Angelegenheiten konstruktiv zu beteiligen. Unter den richtigen Umständen erfüllen viele Menschen ihre Funktion als Bürger*in ausgesprochen gut. Alle Menschen haben kognitive Vorurteile und können aus einer Gruppendynamik heraus, Fehlschlüsse ziehen, aber das gilt für alle Menschen – unabhängig ihres Berufes oder Bildung.
Aber es sollte auch klar sein: Menschen, die zu keiner gesellschaftlichen Einflussnahme mehr fähig sind, haben keinen Grund, mehr Zeit für das Studium der die öffentliche Politik zu investieren. Wer den ganzen Tag Bus fährt und die für die Gesellschaft essentielle Mobilität sorgt, wird zeitlich kaum in der Lage sein, sich in den feinen Mechaniken der politischen Kommunikation zu üben. Wenn diese Menschen in den systemrelevanten Berufen dadurch nicht Teilhaben können, weil sie diesen Beschäftigungen nachgehen, kann dies nur als unfair und zynisch bewertet werden.
„Nichts über uns ohne uns“
In The Death of Expertise verurteilt Tom Nichols das, was er als die vielen Kräfte beschreibt, die versuchen, die Autorität von Expert*innen in den Vereinigten Staaten zu untergraben. Er gibt der Hochschulbildung, dem Internet und der Explosion der Mediendiversität die Schuld für die seiner Meinung nach aufkommende Anti-Expert*innen- und Anti-Intellektuellen-Stimmung. Er räumt zwar ein, dass Expert*innen manchmal scheitern, sagt aber, dass die beste Antwort darauf die selbstkorrigierende Präsenz anderer Expert*innen sei, um Systemfehler zu erkennen und zu korrigieren.
Es ist ignoranter Narzissmus, zu glauben, dass Politiker*innen die Führung aufrechterhalten können, ohne auf die Stimmen derjenigen zu hören, die gebildeter und erfahrener sind als sie selbst. Darüber hinaus kollidiert die elitäre Haltung mit der Tatsache, dass viele Menschen ein Mitspracherecht in der Art und Weise fordern, wie wir unser persönliches und kollektives Leben führen. Viele Menschen schätzen heute Autonomie oder Selbstverwaltung und leiden darunter, wenn diese eingeschränkt wird. Viele Menschen teilen heutzutage den Slogan der internationalen Behindertenbewegung:„Nichts über uns ohne uns“.
Teilhabe als demokratische Verwirklichung von Bürger*innen
Demokratie hingegen erfordert es, die Menschen als Bürger*innen zu behandeln – also als Erwachsene, die in der Lage sind, nachdenkliche Entscheidungen und moralische Handlungen zu treffen, und nicht als Kinder, die manipuliert oder erzogen werden müssen. Eine Möglichkeit, Menschen als Bürger zu behandeln, besteht darin, ihnen sinnvolle Möglichkeiten zur Teilnahme am politischen Prozess zu geben, und nicht nur als Wesen, die sich alle paar Jahre zur Wahl von Vertreter*innen melden könnten.
Demokratie bedeutet, dass Menschen Macht ausüben und nicht aus einem Menü wählen, das von Eliten und ihren Agenten zusammengestellt wurde. Expert*innen helfen bei der Entscheidungsfindung – sie sollen keine Ziele setzen, sondern lediglich die Konsequenzen von vorgegebenen Zielen oder Maßnahmen abschätzen.
Demokratietraining für Alle
Technologische Entwicklungen haben die Menschen auch daran gewöhnt, dass sie ein gewisses Maß an Kontrolle über ihr individuelles und kollektives Leben haben. Autos zum Beispiel ermöglichen es dem Einzelnen, selbst zu entscheiden, wohin er fahren möchte; Autos fördern das Gefühl individueller Autonomie. In der modernen Welt verlangen Bürger*innen ein Mitspracherecht in der Ordnung der Dinge. Deshalb sind der Liberalismus – eine politische Doktrin, die die individuelle Freiheit preist – und die Demokratie – eine politische Doktrin, die die kollektive Freiheit wertschätzt – so oft im modernen politischen Denken miteinander verflochten.
Machtübertragung auf lokaler Ebene
In einer Expert*innenherrschaft treffen einige wenige Menschen alle wichtigen Entscheidungen. In einer partizipativen Demokratie trainieren die Menschen ihre bürgerlichen Muskeln und werden nachdenklicher, engagierter in Gemeinschaftsangelegenheiten und leidenschaftlicher daran, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Ein Mittel gegen unser Demokratiedefizit besteht darin, mehr Möglichkeiten der Teilhabe auf die lokale Ebene zu übertragen. Viele Probleme wie der Klimawandel, können nur auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene angegangen werden, aber die Idee ist, dass die Teilnahme an der Kommunalpolitik den Bürger*innen trainiert, wie sie öffentlich sprechen, mit anderen verhandeln, forschungspolitische Fragen diskutieren und sich über ihre Gemeinschaft und die größeren Kreise, in die sie eingebettet ist, informieren können. Wie jede andere Fähigkeit ist der Weg, eine bessere Bürgerin zu werden, die Ausübung der Staatsbürgerschaft.
Der Weg, Bürger*in zu werden, ist es, eine Art Macht in der Regierung oder Zivilgesellschaft auszuüben. Der demokratische Glaube ist, dass die Teilnahme an der Politik die Menschen erzieht und adelt. Für Demokraten sollte die vornehmliche Aufgabe heute darin, die politischen Handlungsmöglichkeiten der Bürgerschaft zu schützen und zu erweitern, aber sie nicht im Namen der Expertenherrschaft einzuschränken. Menschen müssen an der Führung gemeinsamer Angelegenheiten beteiligt werden. Nur in der Teilhabe erkennen sie Expert*innen an ihrem praktizierten Wissen und nicht allein aufgrund ihres formellen Status heraus an. Dieses Vertrauen in die Wissenschaft und das Verständnis um ihre Kraft und ihre Grenzen sind essentiell um die Pandemie zu überleben und die Demokratie aufrechtzuerhalten.