Die Bescheidenheit der Anmaßung

In der Welt der professionellen Verrenkungen gibt es einen eleganten Tanz, der in den Korridoren der Bürowelten selten, aber mit einer gewissen Grandezza aufgeführt wird: den Tango der „bescheidenen Anmaßung“. Hier, meine Damen und Herren, betreten wir eine Bühne, auf der sich der Protagonist – nennen wir ihn den „Generalisten“ – in eine Rolle nach der anderen wirft, mit dem stolzen Elan eines Stuntmans, der sich in den Abgrund stürzt, wohl wissend, dass ein Netz da sein könnte… oder auch nicht.

Die „bescheidene Anmaßung“, ein Oxymoron so fein gewoben wie das Haarnetz einer Operndiva, beschreibt den Prozess, in dem sich unser Generalist mutig – oder ist es töricht? – Fähigkeiten aneignet, die eigentlich das Territorium von jahrzehntelang geschulten Spezialisten sind. Er ist der Amateur, der auf die Bühne springt und „Ich kann das!“ ruft, während im Hintergrund die Profis ihre Augen rollen und auf ihre Zertifikate deuten.

Nehmen wir das Beispiel einer künstlerischen Installation, die ein tiefes Verständnis von Licht und Raum verlangt. Unser Generalist, mit nichts weiter bewaffnet als einer YouTube-Anleitung zum Thema „Lichtdesign für Dummies“ und einem unerschütterlichen Vertrauen in die eigene Intuition, stürzt sich ins Getümmel. Die Ergebnisse? Eine Sache der Perspektive.

Und dann wäre da der Webservice, der „angepasst und an einen anderen Prozess angeflanscht wird“, als ob man ein IKEA-Regal mit einem Hammer und etwas zu viel Zuversicht zusammenzimmert. Der Generalist zückt seinen metaphorischen Schraubenschlüssel und murmelt: „Wie schwer kann es schon sein?“

In dieser Welt gibt es die Spezialisten, jene strahlenden Ritter der Berufswelt, deren Lebensläufe so geradlinig und makellos sind wie die Kante eines gut geschnittenen Anzugs. Sie wissen, was sie tun, und sie tun es gut. Doch unser Generalist? Er ist der Joker im Kartenspiel, der mit einem Augenzwinkern behauptet, er könne jede Rolle übernehmen.

Sein Leitspruch: „Ich könnte das“ ist gleichzeitig seine Rüstung und seine Achillesferse. Denn das Anmaßende seiner Anmaßung liegt nicht in der Fähigkeit, sondern in der Kühnheit des Versuchs. Es ist eine charmante Rebellion gegen das Konzept der Hyper-Spezialisierung, ein flammendes Plädoyer für das Tausendsassa-Dasein.

Doch Vorsicht! Die Bescheidenheit lauert gleich um die Ecke, wartend darauf, dem Generalisten seine Grenzen aufzuzeigen. Sie kommt in Form von sozialem Kapital und Habitus, die der Generalist nicht besitzt. Es ist keine Niederlage, sondern vielmehr eine demütige Verbeugung vor denjenigen, die ihre Kunst meisterhaft beherrschen.

Im Bürodschungel der Moderne wird der Generalist zur exotischen Spezies – dem Hausmeister-Syndrom unterworfen, der alles ein wenig, aber nichts so richtig kann. Er ist der Lebenskünstler mit dem verqueren Lebenslauf, der in einer Welt, in der es nur Karrieristen und Versager zu geben scheint, eine dritte, schillernde Facette darstellt.

Die Ironie will es, dass unsere Welt gleichzeitig voll von Kickertischen und Club Mate ist, die die triste Realität einer Kreativität verdecken sollen, die oft mehr Fassade als Substanz ist. Wenn Arbeitsbeziehungen als Familien verkauft werden, beginnt der Generalist zu ahnen, dass er vielleicht doch in einem Theaterstück und nicht im wahren Leben gelandet ist.

Der Generalist ist der unbesungene Held, der in einer Welt der Spezialisten und scheinbar perfekten Lebensläufe das Chaos umarmt und auf der Suche nach Erkenntnis durch das Minenfeld der Anmaßung tappt. Er ist der Beweis dafür, dass es in der Arbeitswelt nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern auch ein schillerndes Spektrum an Möglichkeiten – selbst wenn einige dieser Möglichkeiten am Ende nur dazu dienen mit einem Augenzwinkern an die Komplexität des Lebens zu erinnern. zwinker*Wonker*

Damian Paderta
Damian Paderta
Webgeograph & Digitalberater