Social-Media-Kommunikatoren erweisen ihrem eigenen heiß geliebten Medium einen Bärendienst, wenn sie jede nur erdenkliche Trivialität ins Netz schütten. Die Einsicht, dass man ja selbst wählen könne, wem man folgt bzw. mit wem man befreundet ist oder vernetzt – wie auch immer der Begriff für das Abonnieren eines Profils verwendet wird –, greift meiner Meinung nach zu kurz. Dabei genügt eine einzige Frage nach der Relevanz des eigenen Posts: Interessiert mich das Gleiche von dem möglichen Adressaten, Leser, Empfänger (whatever)?
Stars, Prominente und ähnliche Zentren gesellschaftlicher Aufmerksamkeit finden dankbare Empfänger von Nachrichten wie „Bin in XY und esse gerade Eis – voll lecker“, „Wetter könnte besser sein!“ oder „Hey, ich habe mir einen schicken Fingerhut gekauft“. Ebenso finden sich im Kreis der engen Freunde und Verwandten trivialste Nachrichten mit dennoch hohem emotionalen Wert. Das ist auch gut so. Hier gibt es selbstredend keine Regel (und wer hat schon Lust auf Regeln?), sondern hier zählt der so berühmte und so missverstandene „gesunde“ Menschenverstand.
Poste – egal, was und wie viel davon?
Sind Twitter-Accounts mit 45.000 Tweets (in fünf Jahren sind das ca. 25 Tweets täglich) etwa ein Hinweis auf einen persönlichen Nachrichten-Ticker oder eher auf eine Person mit hohem Sendungsbewusstsein bei geringstem Nachrichteninhalt? Was kann bei einem Menschen, der die meiste Zeit am Smartphone oder Laptop in diesen Diensten verbringt, Nachrichtenwertiges passieren, welches keinen hohen Grad an Selbstreferenzialität aufweist? Wenig. Der Begriff „Meformation“ beschreibt treffend, was in sozialen Netzwerken ein integraler Bestandteil ist: Informationen über mich. Oder das, was ich denke, es sei welche.
Wäre die (Social-Media-)Welt nicht eine bessere, würden nicht jeder Affekt, jede Geistesregung oder aufschnellende Meinung in einem Post verfasst und versendet werden? Sicher. Das Privileg, dass keiner sagen kann, was relevant ist und was nicht, ist eine Errungenschaft dieser Technik. Das Rattenrennen um die Meinungshoheit durch die schiere Masse von Posts ist eine fragwürdige Kultur. Wer möchte ehrlich daran teilhaben? Soll das lauteste Organ auf dem Marktplatz von Meinungen und Aussagen ausschlaggebend sein? Die hohe Kadenz an Posts von den stimmlich Unterprivilegierten auf dem analogen Marktplatz findet im Netz dagegen eine geeignete Spielwiese. Zu Recht möchte man betonen.
Wen wundert es da, dass viele Menschen abgeschreckt sind und Facebook, Twitter und Co. mit großen Zweifeln begegnen?
Social-Media-Matrix
Ich habe die Arroganz besessen und ein persönliches Ranking aufgestellt
Urteilen & Behaupten
Über Personengruppen mit einem bestimmten Attribut urteilen.
Über eine bestimmte Person urteilen.
Über ein Ereignis urteilen.
Über ein Konzept urteilen.
Wundern & Feststellen
Über Personengruppen mit einem bestimmten Attribut wundern.
Über eine bestimmte Person wundern.
Über ein Ereignis wundern.
Über ein Konzept wundern.
Diskutieren & Debatieren
Über Personengruppen mit einem bestimmten Attribut diskutieren.
Über eine bestimmte Person diskutieren.
Über ein Ereignis diskutieren.
Über ein Konzept diskutieren.
Vorschlagen & Entwerfen
Über Personengruppen mit einem bestimmten Attribut entwerfen und kritisch diskutieren.
Einen Character entwerfen.
Ein Ereignis entwerfen.
Ein Konzept entwerfen.