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Was bedeutet Privatsphäre eigentlich?

Die Privatsphäre bezeichnet den nicht-öffentlichen Bereich, in dem ein Mensch unbehelligt von äußeren Einflüssen sein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit wahrnimmt. Das Recht auf Privatsphäre gilt als Menschenrecht und ist in allen modernen Demokratien verankert. Die Privatsphäre wird in verschiedenen Ländern unterschiedlich definiert. In Großbritannien reichen die Gesetze über die Privatsphäre ins 13. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit hat die englische Monarchie Gesetze erlassen, um die Menschen vor Lauschern und Spannern zu schützen. Diese Regularien bezogen sich auf das Eindringen in den Lebensraum einer Person. Sogar dem König von England war es untersagt das Haus einer sozial niedrig gestellten Person ohne Erlaubnis zu betreten. Auf dieser Grundlage wird Privatsphäre als privater Raum und Besitz definiert.

Die amerikanischen Anwälte Samuel Warren und Louis Brandeis definierten die Privatsphäre im Jahr 1880 als das ‚Recht allein zu sein‘. In dem Fall steht Privatsphäre synonym für Einsamkeit (oder besser: der Exklusion von Öffentlichkeit) und dem Recht auf ein Leben in Privatheit. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 wurden vor allem die territoriale und kommunikationsbezogene Privatsphäre geschützt, was später weltweit in den Konstitutionen der Staaten verankert wurde. Die Europäische Kommission für Menschenrechte und der Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erkannte im Jahre 1978 an, dass die Privatsphäre ebenfalls das Recht  Beziehungen zu anderen aufzubauen und emotionales Wohlbefinden zu entwickeln.

Heutzutage, werden die persönlichen Daten, die wir online und offline an Organisationen weitergeben als eine weitere Ausprägung von Privatsphäre betrachtet. Wie unsere persönlichen Daten erworben und genutzt werden, wird durch die Gesetzes-Debatte über individuelles- und gesellschaftliches Verhalten bestimmen. Das wiederrum beeinflusst einrichtungen des öffentlichen Dienstes, die wir in Anspruch nehmen und wie die Wirtschaft mit uns interagiert. Es hat sogar einen Effekt darauf, wie wir uns selbst definieren. Wenn Privatsphäre bedeutet, dass wir bestimmen, wer uns überwachen und Teile unseres Lebens aufzeichnen darf, dann ist die Menge und Art der Daten, die erhoben, verbreitet und weiterverarbeitet werden für unsere fundamentalen bürgerlichen Freiheiten von höchster Bedeutung.

Gib Stammtisch-Floskeln keine Chance!

Ein Argument, dass man oft im Zusammenhang mit Privatsphäre und Anonymität hört ist „Ich mache nur langweilige Sachen.“ „Dafür interessiert sich doch keiner“ oder „Ich habe nichts zu verheimlichen“. Diese Aussagen greifen zu kurz und können sehr einfach widerlegt werden.

Viele Unternehmen interessieren sich sehr wohl dafür, welche langweiligen Sachen wir machen, um uns „exzellente“ Produkte anzubieten, die deinen Interessen entsprechen. Auf diesem Wege wird die Werbung viel effizienter. Unternehmen sind so in der Lage den Kundenwünschen- und Bedürfnissen maßgeschneiderte Werbung anzubieten. Weiterhin haben wir sehr wohl viel zu verstecken. Vielleicht drückst wir das das nicht explizit in Nachrichten an Freunde oder Kollegen aus. Unsere Recherchen im Internet verrät (falls ungeschützt) sehr viel darüber was wir und was du besser geheimhalten sollten: z.B. einem Ex-Partner_in mittels Google hinterherschnüffeln, Krankheiten über die wir uns informieren oder welche religiöse oder politische Webseiten wir besuchen.

Selbst in der Annahme gegenwärtig nichts verheimlichen zu müssen, kann es sehr wohl sein dass wir angesichts der derzeitigen Instrumente und Fähigkeiten Daten zusammen zu führen, in Zukunft zur späten Einsicht kommen, unsere Daten doch besser geschützt haben.

Um uns vor den den am weitest verbreitetenden Formen der Überwachung basal zu schützen, bedarf es etwas Übung und ein wenig Zeit. Mögliche Szenarien entsprechen nicht unbedingt die in einem James Bond Film. Ein besessener Stalker zum Beispiel reicht aus, um unser Leben zu beeinträchtigen. Auf diesen Seiten möchte ich einfache Anleitungen vorstellen, wie solche Attacken vermieden werden können. Staatliche Institutionen oder die private Unternehmen finden zunehmend Wege unseren Alltag zu erfassen , was mit einer immer tiefer gehenden Vernetzung unserer Lebensbereiche einhergeht.

Privatsphäre ist keine private Sache

Privatsphäre geht uns alle an. Denn letztlich beeinflusst ein Mangel an Privatsphäre und Anonymität nicht nur einzelne Personen, sondern auch alle Menschen um sie herum. Wenn ein Dritter, wie z.B. dein Internetanbieter E-mails einer Person A liest, wird damit auch die Privatsphäre der Personen B-Z aus dem Adressbuch verletzt. Soziale Netzwerke wie Facebook verschärfen diese Probleme noch. Es werden zunehmend ohne vorherige Abstimmung, z.B. Fotos von Personen hochgeladen oder markiert.

Ich ermutige euch politisch aktiv zu sein, um unser Recht auf Privatsphäre zu schützen. Gleichzeitig betreibe ich diese Webseite mit der Absicht,  Menschen zu ermutigen um persönliche Verantwortung zum Erhalt der Privatsphäre im Internet zu übernehmen. Ich hoffen, dass euch diese Webseite dabei hilft, weitgehende Kontrolle über eure Daten zu gewinnen. Jeder hat das Recht auf Privatsphäre, das Recht im Netz zu recherchieren, mit anderen zu kommunizieren und dabei geschützt vor den Blicken Dritter zu sein.