Das Social Web umfasst alle Prinzipien, die das World Wide Web nicht als reine virtuelle Ablage oder lediglich als Transmitter zwischen der physischen und virtuellen Welt verstehen. Es gilt als dynamische Plattform, die für sich selbst steht und keinen zwingenden Bezug zur materiellen Welt braucht. Die Informationsflüsse entwickeln sich von statischen Seiten hin zu dynamisch generierten Oberflächen, welche dem Nutzer Daten anbieten und gleichzeitig auch auf die Partizipation der Benutzer ausgerichtet sind. Jeder Benutzer generiert Gebrauch dieser Plattformen bewusst oder unbewusst Daten. In der Masse der Benutzer ergibt sich durch ihre Vernetzung ein eigenes hochdynamisches Kollektiv, scheinbar mit einer eigenen Intelligenz. Die Kreation dieser kollektiven Intelligenz ist ein Resultat des Web 2.0 oder des Social Web. Der Begriff der kollektiven Intelligenz stammt aus der Emergenztheorie, welche u.a. besagt, daß die Eigenschaften eines Systems nicht nur aus der Summe der Eigenschaften seiner Einzelkomponenten erklärt werden kann.
Das Konzept des Crowdsourcings beruht auf der Annahme, daß eine Vielzahl von Menschen Probleme weitaus besser lösen als einzelne Experten. Dieses Prinzip und sein Erfolg kann beispielsweise an einem Ameisenhaufen beobachtet werden. Es gibt keine Anführer oder Leiter. Alles entsteht durch Selbstorganisation. Die einfache Ameise ist die Einzelkomponente eines sehr komplexen Systems, d.h. einer Ameisenkolonie. Trotz der Einfachheit der Einzelkomponenten zeigt die Ameisenkolonie eine erstaunliche Intelligenz und Komplexität in der Organisation ihres Systems/ihrer Abläufe. Eine Ameise reagiert auf das Verhalten der anderen Ameisen. In der Masse der Entscheidungen und Aktionen liegt die kollektive Intelligenz. Die Stärken von kollektiver Intelligenz für klar definierte Ziele zu nutzen, kann sich als schwierig bis unmöglich erweisen.
Die Emergenztheorie besagt, daß die Ergebnisse der kollektiven Intelligenz unvorhersehbar sind. Auf das Social Web angewandt bedeutet das, das nicht nur quantitative, d.h. viele Menschen arbeiten gemeinsam an einer Sache, sondern die qualitativen Eigenschaften dieser Person, eine große Bedeutung für den Erfolg des Systems haben. Im Gegensatz zur Ameisenkarawane beruht der Erfolg des Web 2.0 stärker auf chaotischen/ungeplanten Zuständen/Abläufen (d.h. Homogenität vs. Heterogenität). Für das Social Web eignet sich daher nicht das Bild der blattragenden Ameisenkarawane sondern eher das des Flipperspiels. Beim Flippern ist es unmöglich vorherzusagen, welche Flipperarme die Kugel zum Ziel schießen. Die Heterogenität, d.h. welche Flipperarme zum Zug kommen, nimmt einen großen Einfluß auf die Ausgestaltung und den Erfolg von Crowdsourcing.
Eine Studie von Yoram Bachrach und Thore Graepel (Microsoft) zeigt, daß der IQ in Gruppen mit der Größe der Gruppe wächst aber auch schnell einen Sättigungsgrad erreicht. Der IQ der Gruppe liegt deutlich über dem des intelligentesten Teilnehmers der Gruppe.
Der große Vorteil sozialer Medien besteht darin, dass genau so viel Kommunikation organisiert werden kann, wie es gerade notwendig, um um Gruppendruck, Hahnenkämpfe oder “Group Thinking” zu vermeiden.
“Es gibt ein klassisches Experiment dazu, man hat leitende Manager gebeten, gemeinsam ein Problem zu lösen – und das Ergebnis war katastrophal. Dann hat man deren Assistentinnen mit in den Raum geholt – und auf einmal lief alles wunderbar.”
mehr dazu:
http://www.netzschnipsel.de/das-social-web-als-politikinstrument-kony-2012-2012
und
http://diemachtdermassen.wordpress.com/2009/03/18/begriffsdefinitionen-zum-thema-dmdm