Wandel im Verborgenen

Die Kettenreaktion die von Handlungen im Kleinen ausgehen können, sind wertvoller als der Apelle an das Gewissens und der Betonung des wie-etwas-zu-sein-hat. Jeder Ausspruch einer ethischen Maxime beinhaltet stets  den Wunsch an den Adressaten, sich an diese zu halten. Unausgesprochen bleibt aber oft, warum der Mensch oder die Menschen die diese Forderungen stellen, dies überhaupt tun. Die Qualität dieser „Kleinen Handlungen“ übertrifft in ihrer ständigen Anwendung alle Bemühungen die für einen Masterplan des Guten-im-Großen nötig sind. Möchte man davon ausgehen, das Menschen Aktionen anderer Menschen tendenziell kopieren und weitertragen, so kann eine Reihe einfachster Handlungen einen Tipping Point enthalten, der sich im Großen niederschlägt, ohne jedoch im Ansatz diese Absicht enthalten zu haben.

Kurz: Die unerwartete Hilfestellung auf der Straße kann, im besten Fall, ein komplettes Stadtviertel positiv stimmen. Vielmehr als jede Maßnahme der Ordnung dies könnte.

Die Besonderheit dieses Szenarios liegt darin dass es keine Regelhaftigkeit anhand dessen man handeln muss, sondern handeln kann. Hier eignet sich das Beispiel der aufgehobenen und nachgetragenen 50 Cent Münze besser, als die Erste Hilfe beim Unfall. Wird vom zweiten Beispiel in der Regel von einer Hilfe ausgegangen, so spielt sich das erste Beispiel in der Liga der vernachlässigbaren, ehrlichen Handlungen. Und dort wird es interessant: besteht kein Grundkonsens über solche, scheinbar nichtige ethische Handlungen, so wird die Aufmerksamkeit der Beteiligten Akteure weg vom eigentlich Profit der Handlung, (in dem Fall der Besitzer der 50 Cent Münze) auf die Handlung selbst gerichtet. Im besten Fall hat der verdutzte und dankbare Empfänger ein Gefühl von, wenn auch bescheidener, Güte erhalten. Der Empfänger dieser nicht vorausgesetzten Güte wird sehr wahrscheinlich auch diese weitergeben.

Er kann sie nur vermehren wenn er diese mit anderen teilt. Manipulativ einsetzen kann diese Person diese Handlung nicht, da sie zu keiner allgemeinen Regel geworden ist. Beim Profiteur wird eine solche Aktion „im Kleinen“ also möglicherweise keine Kettenreaktion und auch kein Tipping Point auslösen. Bei anderen Menschen können diese Handlungen zur Blaupause und damit zur Kopiervorlage ihrer eigenen Handlungen werden und den Grad dieser erhaltenen Güte potenzieren. Dies passiert genau dann wenn Menschen zusammentreffen die selber Güte erfahren haben und diese weitergeben. Ob sie es möchten, sollten oder müssen ist nicht der entscheidende Punkt. Die Intention ist zweitrangig.

Werden also kleine, alltägliche Handlungen in ihrem Ausdruck von Güte weitergegeben, OHNE dass eine Regelwerk diese steuert, so erfüllen sie die wichtigsten Kriterien eines großen Werkes. Sozial unverhoffte Güte als Summum bonum.

Damian Paderta
Damian Paderta
Webgeograph & Digitalberater